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Acrodermatitis enteropathica, Zink-Mangel-Typ

Name:Acrodermatitis enteropathica, Zink-Mangel-Typ
Synonyme:engl.: Acrodermatitis enteropathica, zinc-deficiency type, AEZ
Vererbung:Vererbung: AR
Gen o. Genprodukt: Transmembranprotein, Zink-spezifischer Transporter Zip4
Gensymbol: SLC39A4
Genlokus: 8q24.3
MIM-Nr.: 201100
Prävalenz:
1 : 500.000

Zinktransporter sind Transmembranproteine, welche über zwei SLC-Genfamilien kodiert werden: Zip und ZnT. Beim Menschen finden sich die Transporter SLC30A und SLC39A. ZnT und Zip haben unterschiedliche Rollen - so wird die intrazelluläre Zinkkonzentration durch ZnT-Transporter reduziert, indem einerseits der Ausstrom von Zink aus der Zelle gefördert wird, andererseits durch Transport von Zink in intrazelluläre Vesikel. Im Gegensatz dazu erhöhen Zip-Transporter durch Förderung des Zinkeinstromes bzw. durch Freisetzung aus intrazellulären Vesikeln die Zinkkonzentration in der Zelle. Zip4 ist ein gewebespezifischer Transporter, welcher hauptsächlich in Enterozyten exprimiert wird und für die Absorption von exogen aufgenommenem Zink im Dünndarm verantwortlich ist.

Klinisches Bild

Die Erkrankung ist bedingt durch eine partielle Reduktion der Aufnahme von Zink. Zink hat strukturelle, katalytische und regulatorische Funktionen.
Trias: 1) totale Alopezie 2) an den Extemitäten, perioral und anogenital lokalisierte Hautläsionen 3) anhaltende Diarrhoe oder andere gastrointestinale Dysfunktionen

Symptome

Haut / Schleimhaut – Symptome:

Die ersten Symptome treten innerhalb von Tagen oder Wochen nach dem Abstillen des Säuglings, bei Flaschenfütterung innerhalb weniger Tage auf. Ekzematöse, schuppende, rosige Plaques, welche im weiteren Verlauf pustulös oder vesikulobullös erscheinen können. Lokalisiert sind die Läsionen besonders im Bereich der Extremitäten, anogenital und perioral. Früh zeigt sich die Perlèche (Angulus infectiosus oris / schmerzhafter, schlecht heilender Einriss der Mundwinkel) und im weiteren Paronychie. Eine Beeinträchtigung der Schleimhaut manifestiert sich als Gingivitis, Stomatitis und Glossitis.
Ohne Behandlung bilden sich großflächige Erosionen, welche sekundär mit Candida albicans und Steptokokken besiedelt werden, und eine generalisierte Alopezie. Chronische Läsionen können ein psoriasiformes Bild bieten (in der Kombination mit Nageldystrophie DD Psoriasis!).

Assoziierte Symptome:

Die Patienten leiden unter starken Diarrhoen. Das fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist gekennzeichnet durch Wachstumsverzögerung, mentale Retardierung, Wundheilungsstörungen, Anämie, Photophobie, Hypogeusie und Anorexie, des weiteren verzögerte Pubertät und Hypogonadismus (männliche Patienten).

Diagnose: Die Tatsache, dass entzündliche Erkrankungen mit einem Zink-Mangel einhergehen, erschwert die Diagnose eines primären Zinkmangels mit sekundären Inflammationszeichen. Des Weiteren kann eine Zink-Mangel-Dermatitis mit weitgehend normalen Serumwerten einhergehen (ursächlich ist die ständige Regulation des Plasma-Zinks, welches nur etwa 0,1 % des körpereigenen Zinkspeichers ausmacht). Trotzdem sollte bei Verdachtsdiagnose einer Zinkmangeldermatitis zuerst der Zink-Plasma-Spiegel bestimmt werden (nüchtern, keine Einnahme von Zinkpräparaten). Die gemessenen Werte sollen über 70µg/dl liegen. Ein Wert unter 50µg/dl weist auf eine Akrodermatitis enteropathica hin, ist aber natürlich nicht diagnostisch beweisend. Hinweise auf den Körper-Zink-Status bietet der Aktivitätsgrad diverser zink-abhängiger Enzyme (Alkalische Phosphatase, Kupfer-Zink-Superoxid-Dismutase), des Weiteren die Konzentration zink-regulierter Proteine (Erythrozyten-Metallothionein-Konzentration). Da Zink an Serumalbumin bindet, sollte dieses ebenfalls bestimmt werden (Zink-Mangel bei Hypoalbuminämie).

Histologie:
  • Psoriasiforme, spongiöse Dermatitis, Nekrolyse (blasses Zytoplasma, Vakuolisierung, konfluierende Nekrose der Keratinozyten), Parakeratose

(Symptomatische) Therapie:

Zinksubstitution (bei Einnahme größerer Zinkmengen kann ein kleinerer Anteil auch parazellulär aufgenommen werden):
  • Start der Substitution mit 3 mg/kg/d reinem Zink (50mg elementares Zink auf 220 mg Zinksulfat); Die Substitution eines ernährungsbedingter Zinkmangels wird initial mit 0,5-1mg/kg/d reinem Zink angesetzt.
  • Plasma-Zink-Spiegel und Zink-abhängige Enzyme sollten alle 3-6 Monate bestimmt werden
Innerhalb von Tagen oder Wochen kommt es zu einer Besserung der klinischen Symptomatik
  • noch vor einer Änderung des Plasma-Zink-Spiegels.
Nebenwirkungen: Nausea, Emesis, Magenblutungen; verminderte Kupfer-Absorption; Überdosierung kann zum Multiorganversagen führen!

Bsp. Zinkbedarf: Säuglinge (0-6 Monate): 2 mg/d, Kleinkind (7 Monate-3 Jahre): 3 mg/d
Kuhmilch 3-5 mg/L, Muttermilch 4 mg/L (bis zu 2 Wochen Stillzeit)%uF0AE2 mg/L (bis zu 2 Monaten Stillzeit)%uF0AE1,2 mg/L (bis zu 6 Monaten Stillzeit)

DD: Malabsorption, Maldigestion (Pankreasinsuffizienz), Mangelernährung…Anhand der Hautläsionen: Seborrhoische Dermatitis, Pellagra, Hypovitaminosen, primäre Candida-Mykose…

Selbsthilfegruppen:

Österreich:
keine gefunden

Deutschland:
keine gefunden

EU:
diverse Selbsthilfegruppen zu erblichen metabolischen Erkrankungen (Italien, Portugal, Großbritannien)